Montag, 27. Februar 2012

Road to Mandalay

Passender Soundtrack dieses Mal von Robbie Williams.

Obwohl eigentlich geht es erst mal nach Yangon (Rangun) und dann ein bisschen durch Myanmar (Burma).
Das stand ja gar nicht auf meinem Plan, als ich nach Asien gekommen bin.
Nachdem das Militär den Aufstand der Mönche vor ein paar Jahren so blutig niedergeschlagen hat, hatte ich nicht unbedingt das Bedürfnis, dorthin zu fahren.
Aber jetzt gibt es gerade einen Wandel, im April sind Wahlen und die Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi, die eine Ewigkeit unter Hausarrest stand, darf kandidieren.
Wie tiefgreifend diese Reformen sind, wie viel sich tatsächlich ändern wird, daran zweifeln viele.
Quasi das perfekte Studienobjekt für jemandem mit meinem Studium.
Und wahrscheinlich die interessanteste Zeit, um sich das Land anzusehen und darum hab ich nun zehn Tage Myanmar dazwischengeschoben.
Vorläufige Route ist Yangon- Bagan- Mandalay- Inle Lake- Yangon- Bangkok
Ob das so bleibt, mal sehen. Ist immer super, flexibel zu sein.
Werde versuchen, den Blog upzudaten, kann aber gut sein, dass es ein bisschen schwierig wird mit dem Internet, also wundert euch nicht, wenn ihr erst am 11. wieder was von mir hört.

Samstag, 25. Februar 2012

5 Reasons to leave Koh Tao


Das Foto ist nicht verkehrt rum, so sieht das nämlich aus wenn man unter der Palme liegt..

1) Zeit
Es gibt so viel zu sehen auf der Welt und wenn man zu lange an einem Platz bleibt, verpasst man so viel anderes. So viele Länder, wo ich unbedingt noch hin will. Auswandern nach Koh Tao stand eigentlich nicht auf dem Plan...

2) Visum
Wenn man über Land nach Thailand einreist, bekommt man nur ein 14 oder 15 Tage Visum. Kein Problem, dachte ich. Das reicht doch locker für einen Tauchkurs, eine kleine Inseltour und dann einen Abstecher nach Koh Phangan oder Koh Samui. Stattdessen läuft morgen mein Visum aus und ich hab noch keinen Zentimeter von den anderen Inseln gesehen, weil ich einfach die ganze Zeit hier war.


3) Geld
Wo Touristen sind, ist Geld. Und das wollen dann auch alle haben. Koh Tao ist der bisher teuerste Ort meiner Reise, was sicher auch daran liegt, dass ich nach dem Meditationskurs mal ein kleines Gegenprogramm brauchte. Man kann sicherlich auch noch etwas billiger davonkommen, aber alleine das Tauchen kostet schon eine Stange Geld.

4) Das Arche Noah Phänomen
Als die Arche Noah die Sintflut überstanden hatte, strandete sie auf Koh Tao. Eindeutig. Hier gibt es Menschen nur im Doppelpack. Kein Wunder, denn wie Alex so schön kommentierte: This place is too romantic to stay here by yourself. Stellt euch Ikea an einem Samstagvormittag vor – nur ungefähr dreimal so schlimm. Okay, natürlich übertreibe ich ein wenig, um das Ganze anschaulicher zu machen. Es gibt immer noch genug charmante Männer, die mir ständig anbieten, auf ihren Motorrädern mitzufahren.

5) Um wiederzukommen
Man kann schließlich nur zurückkommen, wenn man mal weg war. Logisch, oder?

Freitag, 24. Februar 2012

Ha Ha Hai


Sowas kann auch nur mir passieren: die Haie, die Alex und ich neulich beim Schnorcheln gesehen haben, sind gar keine Walhaie. Es sind echte Haie, so „kleine“ Reef Sharks.
Weil alle Leute immer nur von den Whale Sharks gesprochen haben, dachte ich, es gäbe nur die hier. Nix da, wie ich heute feststellte, als ich auf dem Boot das Fischbestimmungsbuch angesehen habe. Es waren echte Haie, zwar nur an die zwei Meter groß und angeblich ungefährlich ( so viel zum Thema Mutprobe) aber man weiss ja nie. Gut, dass ich das nicht wusste, als ich da schnorcheln war. Schon cool.

Ein bisschen traurig war ich allerdings doch, denn ich hätte so gerne einen Whaleshark gesehen, von dem immer alle schwärmen.
Heute war mein letzter Tauchgang und wieder mal absolut beeindruckend. Einen riesigen Schwarm Barracudas haben wir gesehen und einen Scorpionfish entdeckt, der aussieht wie ein Stein. Wie cool, als er sich dann bewegte. Und als wir wieder auf dem Boot waren, kommt diese Gruppe Franzosen aus dem Wasser und erzählt, dass sie einen Whaleshark gesehen haben (ziemlich ungewöhnlich hier). Boah, wir wären am liebsten sofort wieder reingesprungen.
Darf man leider nicht, man muss zwischen den Tauchgängen immer eine Pause machen.
Also saßen wir eine Stunde auf dem Boot fest und hielten immer Ausschau.
Endlich durften wir wieder ins Wasser (ich hatte mich natürlich längst entschieden, den zweiten Tauchgang auch noch zu machen). Ein großer Schritt vom Boot und los gings.
Leo hatte uns erzählt, dass die Whalesharks meistens Achten schwimmen und quasi in der Nähe bleiben. Wir sind dann quasi an der Stelle wieder tauchen gegangen, wo er zuletzt war und in einem großen Kreis getaucht. 5 Minuten, 10 Minuten, 20 Minuten.. nichts.
30 Minuten, 40 Minuten.. langsam wird die Luft knapp, wir schwimmen Richtung Boot.. immer noch nichts.
Und dann, als wir eigentlich schon dabei sind, aufzutauchen, schüttelt mich Oscar auf einmal am Arm und da ist er. Direkt neben uns. Mehr als doppelt so groß wie ich, bestimmt 4 Meter und mit einem wunderschönen Muster. Für seine Masse bewegt er sich geradezu anmutig. Ich zeige ihn Diana und Leo hat ihn sowieso schon gesehen und so schnell es geht, schwimmen wir hinterher.
Zum Glück ist er nicht so schnell und nicht so tief und was für ein Glück, unsere Luft reicht auch noch, um ein Stück mitzutauchen. Ich schwimme neben ihm her und bewundere ihn aus nächster Nähe. Anfassen darf man ihn nicht (sowieso nichts unter Wasser), aber das braucht man auch gar nicht. Was für eine Schönheit diese Welt besitzt, fasziniert mich immer wieder. So bin ich also doch noch zum meinem Whaleshark gekommen - manchmal muss man auch Glück haben.


PS: Hier gibts auch einen Bericht dazu (am Shark Bay wohne ich übrigens :-)
Sowieso ein empfehlenswerter Blog.

Und hier gibts auch ein Bild vom Whaleshark (wenn man weiss, wie er aussieht, ist es schwer, ihn zu verwechseln haha)






Donnerstag, 23. Februar 2012

A challenge

Nein, nicht das Schnorcheln mit den Wahlhaien..
Die sehen zwar aus wie kleine Haie, aber sie fressen Plankton.
Supercooles Erlebnis.
Leider sind sie zu schnell gewesen, um Fotos zu machen.

Aber die eigentliche Mutprobe war eine andere.
Friseur in Asien.
Uaaaaaaaaaaaaaah.
Hatte ja echt ein bisschen Angst, was dabei rauskommt.
Aber Tia, die meine Haare geschnitten hat, konnte das echt und ihr Englisch war super weil sie eine Zeit lang in Manchester gelebt hat.
Sie hat gesagt, sie könnte ihren Salon auch Hair Clinic nennen, weil sie immer die verpfuschten Schnitte der Touris reparieren muss, die sie woanders bekommen haben. Meine Angst war also nicht ganz unbegründet.
Ist auch eine ganze Ecke ab jetzt.
Finde es aber ganz gut gelungen.


Mittwoch, 22. Februar 2012

Diving ♥


Wenn ma mit dem Tauchen anfängt, ist das erstmal gar nicht so spektakulär wie man sich Tauchen vorstellt.
Jetzt komme ich endlich mal dazu, euch das Ganze mal in Ruhe zu erklären.
 
Erstmal Theorie pauken.Wie sieht die Ausrüstung aus, wie baue ich sie zusammen, wie überprüfe ich alles. Wie gehe ich ins Wasser, wie verständige ich mich unter Wasser, wie verhalte ich mich wenn es Probleme gibt. Und so weiter und so fort.

Dann geht es ab ins flache Wasser.
Gar nicht so einfach, sich mit den Flossen an den Füßen und dem kiloschweren Equipment auf dem Rücken fortzubewegen.
Dann Übungen- wie bleibe ich unter Wasser, wie bewege ich mich. Was mache ich, wenn ich den Regulator verliere, über den ich die Atemluft bekomme? Was mache ich, wenn ich keine Luft mehr in meinem Tank habe? Wie mache ich einen Druckausgleich?
Die fieseste Übung ist aber eindeutig die Maske – man muss sie unter Wasser fluten, wieder aufsetzen und das Wasser auslassen. Viele Leute bekommen dabei anscheinend Panik – so richtig angenehm ist das nicht, nix mehr sehen, das Wasser brennt in den Augen, läuft in die Nase..
Bei mir klappt es mehr oder weniger, zumindest flippe ich nicht aus.

Am zweiten Tag der zweite Theorieteil, dann der Test. Anschließend gehen wir richtig tauchen.
Equipment aufbauen, Buddycheck (man taucht immer zu zweit und checkt sich gegenseitig nochmal durch, bevor man ins Wasser geht), ein großer Schritt vom Boot und ab geht’s.
Die ersten paar Tauchgänge sind ganz schön schwierig, weil man sich auf so vieles konzentrieren muss.
Wieviel Luft hab ich noch? Wieso klebe ich jetzt schon wieder fast am Boden? Oh oh, da kommt eine große Koralle, wie schaffe ich es jetzt, die nicht zu rammen? Wieso schwimmt auf einmal wer über mir? Und ständig wird man abgelenkt von den absolut faszinierenden Fischen.

Zwischendrin und abends haben wir (Lui, Abraham, Remo und Larissa plus Luis Freund, der aber nicht mit tauchen ist) richtig viel Spaß. Unsere Tauchlehrerin Jaque ist auch superlieb.

Nach dem Theorietest und 5 Tauchgängen sind wir offiziell Open Water Diver.
Es macht mir so viel Spaß, dass ich den zweiten Kurs gleich dranhänge.

Jetzt hab ich quasi Privatunterricht, weil die anderen nicht weitermachen. Dieses Mal bei Jesse, einem leicht verrückten aber supernetten Neuseeländer.
Theorie gibt es jetzt mehr so nebenbei.
Als erstes der Navigationstauchgang – da is es auch nicht so schlimm, dass es regnet und die Sicht nicht so doll ist (ja, auch hier regnet es mal :-)
Ich schaffe es tatsächlich mit dem Kompass ein Viereck zu schwimmen und zum Ausgangspunkt zurückzukommen - bei meinen Orientierungsfähigkeiten über Wasser....
Danach Boyance- die Tarierung. Wir machen verschiedene Balanceübungen.
Die Schwerste ist eine, bei der man kopfüber auf den Grund taucht und ein kleines Gewicht mit dem Regulator im Mund umstößt. Ich schaffe es beim ersten Anlauf und Jesse lässt es mich nochmal machen, weil er mal wissen wollte, ob das bloß Anfängerglück war. Nix da, klappt nochmal. Am Schluss darf ich sogar einen Swimthrough machen. Dabei schwimmt man zwischen Felsen durch, aber statt in einer Höhle kommt man einfach am anderen Ende wieder raus, sieht also wilder aus, als es ist.
Am nächsten Tag machen wir einen Tieftauchgang auf 30 Metern ( auch nix anderes als die 18 Meter von davor, nur dass man mehr Luft verbraucht), aber dieses Mal zu einem Wrack, was schon sehr cool ist. Richtig durch das Wrack tauchen darf man als Anfänger eh nicht, aber obendran schon.
Beim nächsten Tauchgang nehmen wir dann die Kamera mit und machen Fotos unter Wasser.
Schwerer als es aussieht. Man muss schon richtig nah ran an die Fische, aber die hauen eben gerne mal ab.
Zum Schluss dann noch ein Nachttauchgang.
Mit Taschenlampen bewaffnet und mit einem Back Entry (rückwärts reinfallen lassen, uah) geht es ins dunkle Wasser. Der entscheidende Vorteil beim Nachttauchen ist, dass man kaum wen verlieren kann, da die Taschenlampenkegel das Einzige sind, was man sieht.
Die Fische lassen sich von uns nicht stören, die Seesterne sind alle rausgekommen und Leuchtplankton gibt es auch. Und das erste, was ich nach dem Auftauchen sehe, ist ein Himmel voller Sterne. Schööööööööööööööööön.

Dienstag, 21. Februar 2012

Working hard to relax


Sich einfach nur zu entspannen ist echt nicht einfach.
Selbst auf einer völlig entspannten Insel wie Koh Tao nicht.
Nach den fünf Tagen Tauchkurs (Advanced Open Water Diver, yeah!) braucht mein Körper jetzt echt mal Ruhe. Gestern hab ich drei Tauchgänge gemacht, wir waren auch runter bis auf 30 Meter und dann noch nachts tauchen. Schon cool, man kann Leuchtplankton sehen und diese absolute Dunkelheit ist echt schräg und die ganzen Seesterne kommen nachts raus.
Heute versuche ich mich also zu entspannen. Boah ist das schwer!
Erstmal wache ich um 7, 8 und 9 Uhr auf, weil meine innere Uhr sich total umgestellt hat.
Dann ist die Sonne so warm, dass es selbst im Schatten noch warm ist. Dann treff ich nochmal die Leute aus meinem Kurs. Und dann sind da noch die Walhaie.
Direkt bei meiner Unterkunft ist der Shark Bay, wo Walhaie wohnen. Das sind riesige Fische, ungefähr 5 Meter, aber total harmlos, weil sie nur Plankton fressen.
Jedenfalls will ich die unbedingt noch sehen und überlege grad schon, mir Schnorchelzeug zu leihen und da nachher mal langzuschnorcheln.
Und mein Buch wollte ich auch noch lesen und Fotos sortieren und Emails schreiben und meinen Myanmar-Trip planen.
Das Leben ist schon hart, haha.


Ein paar Fotos, die ich gestern geschossen habe (für den ersten Versuch gar nicht sooo schlecht):


Und noch ein paar die Jesse gemacht hat:


Sonntag, 19. Februar 2012

It´s addictive

Plopp.Plopp. Plopp.
Ungefähr dieses Geräusch machen die Ohren beim Tauchen, wenn man abtaucht.
Dazu dann noch ein komisches Gefühl, wenn man unter Wasser atmet, eine irre schwere Ausrüstung auf dem Rücken und das unvorteilhafteste Kleidungsstück aller Zeiten, der Neoprenanzug.

Aber ich liebe Tauchen. Es ist großartig.
Das Gefühl in einer völlig anderen Welt zu sein. Die Stille unter Wasser.
Die Farbenvielfalt, die Fische die einen neugierig anschauen oder schnell das Weite suchen.
Das Gefühl von Schwerelosigkeit.

Um ehrlich zu sein liebe ich es so sehr, dass ich jetzt schon den zweiten Kurs mache.
Meinen Open Water Diver habe ich gestern fertig gemacht, und heute den Advanced Kurs angefangen.
Inzwischen kann ich verstehen, warum Leute hier her auswandern und Tauchlehrer werden..

Ich zeige euch jetzt mal ein paar Fotos, obwohl das dem Ganzen nicht annährend gerecht wird.
Hat mein Tauchlehrer Jesse alle heute geschossen.



Freitag, 17. Februar 2012

Back on the Banana- Pancake Trail

Nach Battambang wollte ich einfach nur Strand, Sonne, Meer. Also bin ich im Schnelltempo (hat trotzdem insgesamt 2 Tage gedauert) von Battambang nach Bangkok und von dort nach Koh Samui und von dort nach Koh Tao.

Bangkok hat mich total geschockt, nach dieser langen Zeit abseits der wirklichen Welt war das wohl der ungünstigste Ort der Welt. Schnell weiter und hier hab ich dann den Platz gefunden, auf den ich seit zwei Monaten gewartet habe. Klares Wasser, weiße Strände, in der Stadt was los, aber außerhalb richtig schön ruhig.

Was unglaublich nervt sind die Pärchen. Ich HASSE Pärchen. Sorry Buddha, das mit dem Gleichmut klappt noch nicht so ganz. Wenn ich die Leute kenne, kann ich mich ja für sie freuen. Aber hier ist alles voll mit ekelhaft glücklichen, knutschenden Menschen und während häufig die Backpackerszene so voll mit Singles ist, dass man Paare wirklich suchen muss, ist es hier genau umgekehrt. Hoffentlich wird das noch besser, wenn ich den Tauchkurs mache. Jedenfalls war ich unglaublich froh, dass Jonas mich am Valentinstag mit dem Motorrad abgeholt hat und wir den Abend zusammen verbracht haben- sonst wär ich definitiv durchgedreht. Heute morgen hab ich einen Jogger getroffen, der mit Frühstück unterwegs war- für seine Freundin. Kann ich bitte auch so einen haben?

Jetzt also Tauchen. Freu mich schon so sehr.  Hab das ja in Ägypten schonmal ausprobiert und es ist so faszinierend, man taucht wirklich in eine komplett andere Welt ab. Außerdem genieße ich Fruchtshakes und reisfreies Essen und das Internet. Das Leben ist schön.

Zum Neidischmachen ;-)  (oben der Blick aus meinem Fenster):





Donnerstag, 16. Februar 2012

Kambodscha Bilanz

Ich muss ja zugeben, dass ich Kambodscha am Anfang nicht besonders mochte.
Allerdings hatte ich mit Phnom Penh wohl auch nicht den besten Start.
Das S 21 Gefängnis und die Killing Fields waren einfach heftig. Fand es aber notwendig, mir das auch anzusehen, es kann ja nicht immer nur Friede, Freude, Eierkuchen sein und das gehört halt zu diesem Land dazu. Siem Reap war besser, aber so voll mit Touristen, das es schon keinen Spaß mehr gemacht hat.
Angkor Wat- Wahnsinn!
Da sind mir dann auch die ganzen Touris egal, die zu Tausenden da rumlaufen. Es ist einfach atemberaubend.
Definitiv einen Besuch wert.
Battambang war ein bisschen langweilig, aber nett.
Eigentlich hat mich erst der Kurs am Ende mit dem Land und den Menschen versöhnt.
Keiner der einen über den Tisch ziehen will, einfach nur unglaublich freundliche, liebe Menschen.
Selbst ohne große Möglichkeiten zur Kommunikation habe ich viel mehr von der Mentalität und der Kultur und so verstanden. Ein großartiger Weg, Asien besser kennenzulernen.
Danach mochte ich Kambodscha dann doch.
Ich denke, wenn man Kambodscha ansehen will, hat man zwei Möglichkeiten:
a) das Schnellverfahren, einmal in einer Woche durchrasen, davon zwei Tage in Angkor bleiben und dann wieder raus. Dann sieht man zwar "das Wichtige", aber verpasst eine ganze Menge.
b) Alternativ kann man sich auch 3,4 Wochen nehmen und ein bisschen weg von den Touristenmassen in Phnom Penh, Siem Reap und Sihanoukville das Land erkunden. Die Leute, die ich getroffen habe, die sich für den zweiten Weg entschieden haben, mochten Kambodscha sehr gern.
Wie gesagt, die letzten zehn Tage haben mich mit dem Land versöhnt und ich mag es nun sehr. An Laos komm es allerdings nicht ran ;-)

Time to say goodbye


Tag 8/9/10

Die letzen drei Tage vergehen wie im Flug.
Ich kann das Essen nicht mehr sehen und freue mich unendlich auf ein normales Bett und ein Fruchtshake. Verbotenerweise lächeln wir uns untereinander manchmal zu – ich glaube nicht, dass das meinem Karma so sehr schadet.
Die Meditation funktioniert mal besser, mal schlechter. Einmal bekomme ich noch einen riesigen Schmerzanfall. Für vielleicht zwanzig Minuten fühlt sich mein Rücken an, als würde er gleich durchbrechen. Beinahe muss ich weinen, aber ich besinne mich auf den Gleichmut und schaffe es, ruhig zu bleiben.
Inzwischen wünschte ich, ich könnte allen Menschen die ich mag beibringen, dass sie unbedingt so einen Kurs machen müssen. Es hilft so sehr. Aber das ist vermutlich absolut unrealistisch.
Grandpa Goenka erzählt uns eine Geschichte, deren Moral ungefähr darin besteht, dass nichts für immer ist und sich alles, alles, alles immerzu verändert. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich wünschte, ich hätte das früher begriffen (nicht nur gewusst).
Am letzten Tag dürfen wir wieder reden.
Geräusche erfüllen die Luft. Die ganzen Khmer Frauen sind wahnsinnig lieb und kommen an und reden mit uns, obwohl sie uns nicht verstehen und wir sie nicht. Aus zahnlosen Mündern grinsen sie uns an, sie umarmen uns und erzählen mit Händen und Füßen (und manchmal ein bisschen Übersetzungshilfe) Geschichten. Mit den Mädels rede ich viel und endlich erfahren wir mehr übereinander, als das die ganze Zeit möglich war. Es fühlt sich an, als würden wir uns ewig kennen, da uns diese Erfahrung so zusammengeschweisst hat.
Ein schöner Abschluss des Kurses.
Am elften Tag verlassen wir nach der Morgenmeditation das Zentrum und fahren zusammen nach Battambang, wo wir erstmal ausgiebig frühstücken, unsere Emails checken und Adressen austauschen, bevor wir uns endgültig trennen.


Was ich denke:
Es funktioniert.
Man mag die ganze Theorie dahinter nicht mögen oder Goenka und wie er das Ganze verlauft. Nur dass die Technik funktioniert, ist unbestreitbar.
Definitv eine der härtesten Erfahrungen meines Lebens (nicht die Härteste). Michal hat gesagt, die israelische Armee ist nichts dagegen und ich glaube ihr das sofort.
Aber ich persönlich (und die, die den Kurs mit mir gemacht haben) haben enorm davon profitiert.
Wichtig ist vor allem, sich hundertprozentig darauf einzulassen.
Nun, bei allem Lob, ein wenig Kritik gibt es natürlich auch.
Obwohl der Kurs kostenlos ist und sich nur von Spenden finanziert (man darf erst spenden, wenn man den Kurs beendet hat) würde ich mich nicht wundern, wenn Goenka damit doch irgendwie Geld verdient.
Und die angebliche Neutralität der Überzeugung ist für mich auch nicht so ganz stimmig, zu sehr hört sich Grandpa Goenka manchmal nach einem Prediger an, der das alleinige Heilmittel für die gaze Welt gefunden hat. Ein Fan von Regeln bin ich ja sowieso nicht, deswegen war auch das ganze strenge Regelkorsett (man lebt tatsächlich wie ein Mönch bzw eine Nonne) ein bisschen too much für mich.
Trotzdem: im Endeffekt würde ich den Kurs definitiv wiedermachen und ihn auch jedem empfehlen, den ich kenne.

Falls ihr nochmal einen anderen Einblick haben möchtet: Amy hat ihre Erlebnisse auf dem Kurs ebenfalls aufgeschrieben, ihr findet sie hier.

Wenn ihr selbst überlegt, einen Kurs zu machen (weltweit möglich), schaut mal auf folgender Website vorbei: www.dhamma.org

 

Mittwoch, 15. Februar 2012

Stuck in a moment that you can´t get out of


Tag 6
Ich fühle mich, als wäre ich irgendwo steckengeblieben. Es geht nicht so richtig weiter. Mein Kopf ist überall, aber nicht beim Meditieren. Mittags gehe ich in die Sprechstunde vom Lehrer und rede mit ihm darüber. Anscheinend ist das völlig normal und man muss einfach Geduld haben und weiterüben. Frustrierend ist es trotzdem.
Immerhin habe ich eine Menge lustige Gedanken, von denen ich euch ein paar nicht vorenthalten will.

Ob man diese Reis- und Gemüsepampe wohl als „Die zehn Tage Reisdiät“ verkaufen kann?
Ergebnis: Bestimmt, aber das hat bestimmt auch schon jemand vor mir versucht.

Ob die Spinnen hier eigentlich auch buddhistisch sind und deswegen nicht töten dürfen? Es gibt nämlich so viele Spinnen hier, dass es eigentlich keine Insekten geben dürfte- tut es aber trotzdem.
Ergebnis: Nein, wahrscheinlich sind es einfach nur zu viele Insekten. Wenn die Spinnen nicht essen dürften, wären sie ja längst alle tot.

Warum in Märchen eigentlich immer schwache Frauen und starke Männer dargestellt werden, obwohl die Realität meistens doch umgekehrt ist?
Ergebnis: Weil sie von Männern geschrieben sind.

Wie ich mal meine Kinder nennen will.
Ergebnis: Dass das eine reichlich dumme Überlegung ist, weil ich nicht mal den passenden Mann dazu habe.

Ob die Dehnübungen, die ich in der Schule beim Sport gelernt habe, eigentlich das Nützlichste waren, was ich je in der Schule gelernt habe?
Ergebnis: Nein, es gibt ja auch noch Lesen, Schreiben und Rechnen.

Was wohl gerade auf der Welt passiert?
Ergebnis: Finanzkrise, kaltes Wetter. Da hören meine hellsagerischen Fähigkeiten dann auch auf.

Heute jedenfalls gehe ich frustriert zu Bett und kann ewig lange nicht schlafen.

Tag 7
Grandpa Goenka hatte beinahe recht. Die recht weitreichenden Veränderungen, die er für den sechsten Tag vorausgesagt hatte, treffen ein- aber bei mir erst am siebten Tag.
Mein Kopf gibt nach, mein Körper auch.
Ich kann tatsächlich eine Stunde lang völlig still stillsitzen und meditieren. Es funktioniert wunderbar. Ich kriege einen richtigen Flow und meditiere vor mich hin, bekomme von der Außenwelt und allem um mich herum gar nichts mehr mit.
Über eine der Sensations kommt ein alter Schmerz an die Oberfläche. Keine Ahnung woher er stammt und warum er da ist. Für ungefähr eine halbe Stunde fühlt sich mein Gesicht an, als hätte jemand hunderte von Nadeln hineingestochen. Es fällt schwer, die Ruhe zu bewahren und das gleichmütig zu betrachten. Aber da ich weiss, dass das gerade eine Art Reinigung meines Inneren darstellt und ich den Schmerz danach losbin, lasse ich es einfach zu und versuche mich zu entspannen. Es geht weg und danach geht es mir sehr sehr gut.
Spätestens jetzt habe ich meine letzten Zweifel an der Technik verloren. Es funktioniert eindeutig.

To be continued

I´m alright

Wollte nur schnell Bescheid sagen, dass es mir gut geht. Es gab gestern einen Terroranschlag in Bangkok mit mehreren Verletzten, aber ich bin vorgestern aus Bangkok raus in den Süden weitergefahren und hab davon nichts mitbekommen.

Mehr Infos hier.

Dienstag, 14. Februar 2012

Pain is weakness leaving your body


Tag 3

Nachdem gestern eine große Menge an Schmerz kam, dachte ich ja, das Schlimmste wäre überstanden, aber Pustekuchen. Nicht nur, dass die Meditation weiterhin jede Menge Erinnerungen an die Oberfläche befördert- nein, jetzt fängt auch noch mein ganzer Körper an, wehzutun.
Logischerweise, denn bei tagelangem Sitzen ohne irgendwelche Bewegung ( man kann nicht mal spazierengehen, weil das Gelände zu klein ist, aber dafür wäre ohnehin keine Zeit) ist ja nichts anderes zu erwarten.
Hibbelig bewege ich mich von einer Position in die andere und wieder zurück, möglichst geräuschlos um die anderen nicht zu stören. Um ehrlich zu sein, es macht herzlich wenig Unterschied – egal wie ich sitze, weh tut es trotzdem.
Interessanterweise fühle ich mich aber hinterher besser. Ein bisschen wie beim Ballett: erst quält man seinen Körper ein wenig und anschließend geht es einem besser.
Wenn ich koche, brennt mir das Essen immer an, weil ich keine Geduld habe, neben dem Herd stehenzubleiben. Hier hab ich gar keine andere Wahl.
Nach drei sehr harten Tagen fühle ich mich geschafft, aber denke komischerweise nicht daran, aufzuhören. Ins Bett fallen und Schlafen.

Tag 4

Dong Dong Dong. Um vier Uhr aus dem Schlaf gerissen zu werden ist nicht schön, und ich hab mich immer noch nicht daran gewöhnt. Mein Kopf ist genauso müde wie ich und ich frage mich, wie ich bloß diesen Tag überstehen soll. Wie in Trance zur Meditationshalle stolpernd, sehe ich die Frauen alle aus ihren Zimmern kommen und eine Masse an Menschen, in weiße Tücher gehüllt, strömt in Richtung Halle. Es sieht vollkommen gespenstisch aus, der Vollmond, die Dunkelheit und dazwischen alle diese weißen Gestalten, gepaart mit vollkommener Stille.
Heute lernen wir die Vipassana Technik. Sehr heruntergebrochen geht es dabei um Folgendes:
Die Ursachen unseres Unglücks liegen in Wünschen /Verlangen sowie in negativen Gedanken wie Ärger, Hass und so weiter. Diese äußern sich über Körperempfindungen, so genannte Sensations. Das kann Schweiß sein oder Schmerz, Hitze und Kälte, Kribbeln, Kitzeln, Stechen, Jucken, Prickeln...
Um also diese Empfindungen loszuwerden, die sich im Unterbewußten abspielen, muss man lernen, diese Sensations wahrzunehmen und neutral zu beobachten, ohne dabei weitere Gefühle zu produzieren. Observing the reality as it is.
Man kann von dieser Theorie halten, was man will – ich kann jeden verstehen, der das als kompletten Humbug bezeichnet. Aber erstaunlicherweise funktioniert es, nicht nur für mich sondern für Hunderttausende Menschen überall auf der Welt.
Viele viele Anläufe später werden wir erlöst und dürfen endlich eine Stunde mit Grandpa Goenka auf der Mattscheibe verbringen. Aus unerfindlichen Gründen fängt Amy auf einmal an zu lachen und steckt uns alle damit an. Ein riesiger Lachanfall. Eigentlich dürfen wir uns nichtmal angucken, aber das verhindert nicht, dass wir eine Viertelstunde nicht aufhören können, zu lachen.
Die Männer, die auf der anderen Seite des Raumes hinter der Trennwand sitzen, müssen uns für absolut bekloppt halten. Egal, das rettet irgendwie den Tag und macht das Hiersein leichter.

Tag 5

Ich bin so unglaublich müde. In dem Zustand ist es ganz schön schwer, sich gegen seine Ängste, Ärger, Wünsche und was noch so alles in meinem Unterbewußten feststeckt, zu wehren. Egal, ich gebe nicht auf. Meditieren, meditieren und meditieren. Und wenn ich nicht meditieren kann, weil meine Gedanken wandern, dann zwinge ich mich, trotzdem sitzen zu bleiben und stillzuhalten, bis es wieder besser wird.
Kennt ihr das – wenn man weiss, dass man gerade bloß nicht lachen darf zB und dann gar nicht anders kann, als anzufangen zu lachen? Wenn man weiss, dass man stillsitzen soll, fängt unter Garantie überall am Körper etwas an zu jucken, zu krabbeln oder ähnliches. Es macht mich fast wahnsinnig, aber auch das wird in den nächsten Tagen besser. Bloß doof, dass man das immer erst hinterher weiß. Aber ich will nicht so tun, als ob es nur um äußere Effekte geht.
Dinge, die ich auf einer intellektuellen Ebene längst verstanden habe, beginne ich auf einmal richtig zu begreifen. Auf eine gewisse Art und Weise fühle ich sie. Hoffentlich hält das länger an als nur die nächsten paar Tage.

To be continued

Montag, 13. Februar 2012

First step to enlightenment


Vorbemerkung:

Dies ist ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht und ganz sicher wird jeder, der so einen Kurs gemacht hat, das anders wahrnehmen. Am Ende werde ich auch nochmal eine Einschätzung abgeben, aber erstmal chronologisch vorgehen, damit ihr meine Entwicklung nachvollziehen könnt.

Wenn ihr die Technik besser verstehen wollt, könnt ihr zB hier schauen:  Vipassana  oder hier Wikipediaeintrag oder einfach Vipassana googlen.
Da ich euch nicht so viel Text auf einmal zumuten will (und mir nicht so viel schreiben), werde ich mehrere Teile nacheinander posten.

Tag 0:
Dieser Kurs macht mir gerade mehr Angst als aus einem Flugzeug zu springen oder ein halbes Jahr alleine durch die Gegend zu fahren. Worauf habe ich mich da eingelassen?
Und wieso?
Aber ich will das durchziehen, ich will diese Technik richtig lernen, die schon während ich zuhause den Kurs gemacht habe, meine komplette Gefühlswelt geändert hat.

Als ich ankomme, stolpere ich in ein riesiges Chaos.
Die Ankunftshalle ist vollgestopft mit Menschen, Taschen, alle wuseln durcheinander. Ich kann niemanden entdecken, der offensichtlich nicht aus Kambodscha kommen würde.
Viele wirklich alte Menschen, einige bestimmt schon weit über 70.
Die meisten Frauen haben ihren Kopf rasiert, was anscheinend auf dem Weg zur Erleuchtung helfen soll ( wie weiss ich nicht). Alle reden durcheinander, niemand kann Englisch, ich weiss nicht wo ich hinmuss oder was ich machen soll.

Für ungefähr fünf Minuten möchte ich am liebsten wieder umdrehen. Dann entdecke ich ein großes, braunhaariges Mädchen, das ganz offensichtlich nicht aus Kambodscha ist (viel zu groß dafür :)  Zum Glück haben wir ein bisschen Zeit, bis der Kurs beginnt und können uns noch unterhalten. Ungefähr eine Viertelstunde später habe ich fünf neue Freundinnen - Amelia, Amy, Corrie, Michal und Elizabeth. Mit den Männern dürfen wir eh nicht mehr reden und mit den Khmer Frauen kann ich sowieso nicht sprechen, von daher ist es eigentlich eine Zweckgemeinschaft, aber wir verstehen uns wunderbar.

Dann wird es ernst. Der Kurs startet mit einer Abendmeditation und dem ersten Teil des so genannten "Diskurs", was bedeutet dass der Oberlehrer uns eine Stunde auf Video vollsabbelt - immerhin ganz lustig.
Ab jetzt kein Sprechen mehr, unsere Bücher/Fotoapparate/Computer/Schokoladenvorräte/Notizblöcke, alles ist abgegeben und sicher verwahrt.

Um neun Uhr geht es ins Bett - so früh war ich glaube ich nicht mehr im Bett, seit ich 10 war.
Das Bett hat den Namen eigentlich nicht verdient, es ist ein Holzbrett mit einem Stück Schaumstoff darauf.
Aber mit der Decke darunter und wenn man müde genug ist, geht auch das.Licht aus, Schlafen. Bloß nicht über morgen nachdenken. Zum Glück sind die Mädels da, das macht es irgendwie einfacher.

Tag 1

Gestern hatten wir noch Sorge, dass wir nicht aufwachen. Grundlos. Der Gong ist laut und pünktlich. 
4 Uhr. Aufstehen, in die Klamotten fallen, in die Halle stolpern, meditieren.
Die ersten drei Tage sind nur Atemarbeit, aber auch das erfordert schon jede Menge Konzentration.
Noch nie war mir so bewusst, wie unstabil das Gehirn arbeitet. 
Versucht es mal- setzt euch im Schneidersitz auf den Boden und versucht, den Atem in der Nase zu spüren.
Ich wette es dauert keine fünf Minute, bis eure Gedanken völlig woanders sind. Beim zweiten Anlauf wieder - alle 30 Sekunden. Es wird zwar besser, aber ganz weggehen wird es die ganzen zehn Tage nicht.
Anscheinend ist das normal. Nerven tut es trotzdem.

Die Gedankenkreisel drehen sich erst um das ganze alltägliche Zeug, eben das, worüber man so nachdenkt wenn man abends im Bett liegt oder so. Irgendwann kommen ganz viele alte Erinnerungen hoch, ein paar schöne, aber vor allem viele unschöne.

Nicht Sprechen fällt mir gar nicht so schwer. Das Aufstehen ist entsetzlich früh, aber irgendwie schaffe ich auch das. Am Anfang bereitet mir vor allem das Essen Probleme. Dreimal am Tag Reispampe mit Gemüsepampe. Heute muss ich mich beinahe zweimal übergeben. Große Erleichterung, als uns Grandpa Goenka (so hat Amy ihn getauft) in seinem Video erzählt, dass am Anfang der Körper und der Geist gegen das Ungewohnte ankämpfen und das sich das in den nächsten Tagen legen wird. (Stimmt übrigens).
Erster Tag überstanden, 9 to go.

Tag 2

Grandpa Goenka hatte uns vorgewarnt. Der zweite Tag wird nicht lustig. Nein ist er nicht. Definitiv nicht.
Während wir da in der Halle sitzen und vor uns hinmeditieren, kommt der Schmerz hoch.
Interessanterweise nicht nur die Momente, in denen andere Menschen mich verletzt haben, sondern auch alle Momente, in denen ich andere verletzt habe, unabsichtlich und manchmal auch absichtlich. Und die Sorte Schmerz ist schlimmer, denn um mal ein Song-Zitat zu bemühen: There is no one else to blame.

Verzeiht mir den kitschigen Vergleich, aber es fühlt sich ungefähr so an, als würde man durch ein Meer aus Schmerz schwimmen, um das andere Ufer zu erreichen. Das in den nächsten Tagen tatsächlich am Horizont auftaucht, was ich aber da noch nicht weiss. Es berührt mich schon sehr und ich muss auch zwischendrin mal weinen ( ich glaube wir alle), aber es fühlt sich an, als würde der Schmerz meinen Körper verlassen und insofern ist es nicht nur negativ und es geht damit auch keine Verzweiflung einher.
Erstaunlich was der Geist zu Tage fördert, was man längst vergessen hat. 
Aber es fühlt sich auch an, als ob man mit jedem einzelnen dieser Gedanken seinen Frieden schließen würde und sie sich dann verabschieden.
Erstaunlicherweise kann ich nach diesem Tag sogar schlafen, was ich nicht erwartet hätte - wahrscheinlich bin ich einfach zu müde.

To be continued...

Mittwoch, 8. Februar 2012

Gotta get through this


Angenommen, ihr habt bis jetzt nichts von mir gehört. Dann ist heute der achte Tag des Kurses und vermutlich das Härteste überstanden. Nach dem, was ich so gelesen habe, sind die ersten paar Tage nämlich am Schwersten. Stellt euch einfach vor ich sitze irgendwo und meditiere vor mich hin – Fotos gibt es leider nicht, die sind nämlich genauso verboten wie Bücher, Papier und Stifte, Internet, Reden und so weiter.
Am 12. morgens werde ich also den Kurs beenden und versuchen, direkt den nächsten Bus nach Bangkok zu erwischen und von dort weiter nach Koh Tao zu fahren. So nett Battambang für einen Tag mal ist, so langweilig ist es bereits am zweiten.
Battambang ist die drittgrößste Stadt Kambodschas mit den Nachteilen einer Kleinstadt und den Nachteilen einer Großstadt. Alles schließt um acht Uhr abends und auch im Restaurant wird man gegen zehn nervös, weil alle anderen Gäste schon gegangen sind und die Kellner nur noch aufräumen. Andererseits ist es zu groß, um Ruhe und Abgeschiedenheit zu finden, es ist viel zu laut und zu voll dafür (okay, abends nicht mehr voll, aber komischerweise immer noch laut) und es hat weder die Offenheit und Herzlichkeit noch die tolle Natur der wirklich kleinen Dörfer.
Nach guten zwei Monaten unterwegs ohne einen einzigen richtigen Strand wird es nun auch langsam mal Zeit, den angeblich schönsten Stränden der Welt einen Besuch abzustatten.

Montag, 6. Februar 2012

Faces and stories


In der Zeit seit meinem letzten Post über Leute, die ich getroffen habe, sind natürlich schon wieder dutzende neue Bekanntschaften und Freunde dazugekommen.

Da waren Tom und Garrett, die Steven und ich in Vientiane getroffen haben. Tom ist erst zwanzig, aber schon richtig viel unterwegs gewesen und unterrichtet Englisch an einer Schule in Thailand.
Er hat es geschafft, sich ein Tattoo machen zu lassen, ohne zu wissen, was es bedeutet, wofür wir ihn kräftig ausgelacht haben. Garrett sieht aus wie ein Amerikaner und redet auch so, aber ist überraschenderweise völlig anders drauf als man sich "den typischen Amerikaner" so vorstellt. Nach seinem Mathe- und Physikstudium hat er keine Lust mehr auf Uni und Arbeiten und hat sich eine Stelle als Safety Kayaker in Thailand gesucht. Sprich er rettet die Leute, wenn sie aus dem Kayak fallen. Dummerweise passiere das so selten. Woraufhin ich gelacht hab und meinte, dass ich das schon geschafft hab. Und er antwortet trocken: Thanks for saving my job then.

Als Steven weg war, haben die Jungs und ich dann noch Marlene und Lilly kennengelernt. Die beiden sind Schwestern. Die eine hat grad in Korea gejobbt, die andere studiert Fotografie in New York. Tolle Mädels, einen Tick weniger normal als andere Leute und unheimlich liebenswert.

Außerdem haben wir in Vientiane noch Taeva und M (wieder)getroffen. Sie studiert Jura und lebt in New York. Ein Paradebeispiel für meine Beobachtung: Je langweiliger das ist, was die Leute zuhause so machen und je geregelter ihr Leben so ist, umso mehr flippen sie aus, wenn sie da mal rauskommen. In Vang Vieng hab ich sie an Silvester im Club getroffen und fast den Jahreswechsel verpasst, weil ich sie von der Toilette zurück in den Club bugsiert habe - sie wollte nämlich aus unerfindlichen Gründen unbedingt durch die Küche laufen. Taeva ist zusammen mit einem Kumpel von der Westküste unterwegs gewesen, dessen Namen ich mal lieber nicht ausschreibe. Jedenfalls ist er Mitglied im CCC (Chaos Computer Club), also ein Hacker.  Ständig am reisen, so dass er schon in 65 Ländern war, darunter auch Afghanistan. Wahrscheinlich der verrückteste Typ den ich je getroffen habe.

Dann sind wir aus Vientiane alle in unterschiedliche Richtungen weiter. Unterwegs hab ich dann Dave getroffen, einen Australier mit einer Schwäche für deutsche Mädels (nein, nicht für mich, keine Sorge :-).
Habe ihn dann irgendwann mal gefragt, ob er ein bisschen Deutsch kann und mich anschließend totgelacht, als er "Ja freilich" in schönstem bayrischen Dialekt antwortete. Er hat lange in Deutschland gelebt und wenn der mal richtig lossabbelt versteh ich kein Wort mehr. Wir sind dann zusammen weiter nach Kong Lor.

Dort haben wir Guadalupe und Martin getroffen, ein supernettes Pärchen aus Argentinien. So schön mal wieder über Argentinien zu reden, hab ich lange nicht gemacht. Mein Spanisch is aber arg eingerostet, bin dann doch bei Englisch geblieben. Die beiden haben für einen großen Ölkonzern gearbeitet und Martin meinte nur, jetzt wolle er nicht mehr auf der falschen Seite stehen. Es gehe ständig darum, Fehler zu vertuschen und den Schaden für die Umwelt herunterzuspielen. Hat mich mal wieder in meiner Weltanschauung bestätigt.

In Kong Lor sind auch Jaime und Marie zu uns gestoßen. Jaime kommt aus Chile und Marie aus Irland, aber kennengelernt haben sie sich in Kanada. Unheimlich lieb und glücklicherweise nicht eins von diesen anstrengenden Paaren, die nur zu zweit existieren. Ich hoffe wenn sie sich entscheiden, wo sie hinziehen, ist das nicht zu weit weg und ich seh sie nochmal wieder. Mit den zwei war ich dann in Pakse, Tad Lo und auf Don Khong und Don Det, bevor sie in den Norden weitergefahren sind.

Pünktlich bevor die beiden weitermussten, haben wir dann auf Don Det Sabrina aufgegabelt. Sie kommt aus Köln/Düsseldorf/Edinburgh, ist superlieb und echt nicht auf den Kopf gefallen- okay das war jetzt untertrieben, sie hat richig was drauf. Ganz ungewohnt dann von Englisch wieder auf Deutsch umzusteigen, aber das ermöglicht einem doch ganz andere Gespräche. Sabrina ist dann nach Bangkok und Koh Tao weiter und von dort nach Kambodscha. Ärgerlicherweise andersherum als ich, so dass ich ihr wahrscheinlich nicht mehr über den Weg laufe. Aber manchmal kommt es einem eh so vor, als sei die Welt ein Dorf :) Am Ende trifft man doch alle wieder.

In unserem Stammrestaurant auf Don Det hab ich dann Jonas kennengelernt, der sich schon mit der ganzen Familie, inklusive Pumpkin (der Katze) angefreundet hatte. Diese Begegnung hat mir mal wieder gezeigt, wie überflüssig Vorurteile sind. Anfangs hätte ich ihn nämlich in die BWLer-Oberflächlich-Langweilig- Schublade gesteckt. Da gehört er aber definitiv nicht rein, viel zu viel Tiefgang und Lebenserfahrung dafür. Wir hatten jede Menge Spaß und endlos lange Gespräche, bevor Jonas dann in den Norden weitergefahren ist und ich in den Süden.

Genauer gesagt nach Phnom Penh, Kamboscha. Auf dem Weg (mal wieder im Bus) hab ich dann Tim, Nina, Steffi und Sandra kennengelernt. Da brauchte ich dann gar nicht wieder anfangen, Englisch zu reden, weil bis auf Nina alle Deutsche sind (und sie ist aus Österreich). Komischerweise hab ich keinen von denen auf Don Det getroffen, obwohl die Insel echt klein ist und wir alle gleichzeitig da waren. Mit Tim (früher Fallschirmjäger, jetzt Wirtschaftspsychologe) und Nina (Sozialarbeiterin) hab ich dann einen Abstecher nach Phnom Penh gemacht, bevor wir nach Siem Reap gefahren sind und dort die Mädels wieder getroffen haben. War auch ganz froh darüber, mit den zweien zusammen unterwegs zu sein. Einerseits, weil der Tag in Phnom Penh echt heftig war und andererseits weil wir davon abgesehen eine richtig gute Zeit hatten.
Jetzt sind aber alle vier schon wieder in Bangkok und ich alleine in Siem Reap. Auch mal gut für ein paar Tage, kann ich mich schon mal drauf einstellen wie es dann beim Meditationskurs wird.

Mit Tim und Nina im Angkor what?



Marie beim Spielen mit den Kids

Dann waren da noch Cyril, Chris, Becky, Shanna, Albert, Noel, Ng Wan, Sacha und Sofie und bestimmt hab ich wieder die Hälfte vergessen.

Samstag, 4. Februar 2012

Sometimes reality is sad

Um ehrlich zu sein, bin ich froh, nicht noch so viel Zeit in Kambodscha zu reisen. Das hat nichts mit den Menschen hier zu tun oder mit dem Land. Das Land ist schön, Angkor Wat ist der Wahnsinn und die Leute sind nett. Vielleicht nicht ganz so nett wie in Laos. Die Männer ein wenig aufdringlicher, die Tuk Tuk Fahrer ein wenig nerviger und man hat doch immer das Gefühl, auf sich und seine Sachen aufpassen zu müssen.
Aber das ist nun echt nicht so schlimm.

Was so furchtbar ist, ist die Armut.
Viele Bettler die vom Krieg oder von den Minen versehrt sind. Vor allem aber Kinder, die betteln oder die arbeiten und versuchen, mit Postkarten oder Armbändern oder ähnlichem Geld zu verdienen.
Manche sind vielleicht erst 4,5 Jahre alt und alle starren sie einen mit riesengroßen Kulleraugen an.
Selbst wenn ich genug Geld hätte, um ihnen allen was zu geben wäre das keine gute Idee. Dann schicken die Eltern sie erst Recht zum Arbeiten statt in die Schule.
Und ich brauche auch nicht 300 Postkarten und 50 Armbänder täglich.
Aber sie zu ignorieren ist auch schrecklich.
Ab und zu hab ich Essen oder Trinken für sie gekauft. Neulich haben wir mit einem ganz lieben 12 Jährigen gegessen, der an unseren Tisch kam und was verkaufen wollte. Er war sooo dünn und er sah furchtbar traurig aus und sein Anblick hat mir fast das Herz gebrochen. Sein Englisch war sehr gut, weil er neben dem Arbeiten auch zur Schule geht und so haben wir uns ein bisschen unterhalten. Sein Vater ist tot und er lebt mit seiner kleinen Schwester bei seiner Großmutter. Er mag die Schule und will Lehrer werden, wenn er groß ist. Zum Arzt kann er trotz seiner entzündeten Augen nicht, weil er kein Geld hat. Seine ganze Geschichte hat mich so traurig gemacht.

Kein Grund, die Hoffnung auf eine bessere Welt aufzugeben. Aber doch ein Grund, nachdenklich zu werden und mal wieder seine eigenen Prioritäten zu überprüfen. One day the world will be different.


Donnerstag, 2. Februar 2012

ooooooooohhhhmmmmmmmmm

Damit ihr eine Ahnung habt, was ich jetzt so mache:

The Timetable
4:00 a.m. Morning wake-up bell
4:30 to 6:30 a.m. Meditate in the hall or in your room
6:30 to 8:00 a.m. Breakfast break
8:00 to 9:00 a.m. Group meditation in the hall
9:00 to 11:00 a.m. Meditate in the hall or in your room
according to the teacher’s instructions
11:00 to 12 noon Lunch break
12:00 to 1:00 p.m. Rest, and interviews with the teacher
1:00 to 2:30 p.m. Meditate in the hall or in your room
2:30 to 3:30 p.m. Group meditation in the hall
3:30 to 5:00 p.m. Meditate in the hall or in your room
according to the teacher’s instructions
5:00 to 6:00 p.m. Tea break
6:00 to 7:00 p.m. Group meditation in the hall
7:00 to 8:15 p.m. Teacher’s discourse in the hall
8:15 to 9:00 p.m. Group meditation in the hall
9:00  to 9:30 p.m. Question time in the hall
9:30 p.m. Retire to your room; lights out
Noble Silence
All students must observe Noble Silence from the beginning of the course until the morning of the last full day. Noble Silence means silence of body, speech, and mind. Any form of communication with fellow students, whether by gestures, sign language, written notes, etc., is prohibited.
Students may, however, speak with the teacher whenever necessary and they may approach the management with any problems related to food, accommodation, health, etc. But even these contacts should be kept to a minimum.

Es gibt noch viel mehr Regeln und so weiter, aber ich möchte euch jetzt nicht mit einer Liste langweilen.
Da ihr wisst, wie viel ich rede, wie ungemütlich ich werde, wenn ich Hunger habe und wie ungern ich morgens aufstehe, könnt ihr euch sicher vorstellen, wie hart das werden wird.
Für den Fall, dass ich tatsächlich bis zum Ende durchhalte, habe ich ein bisschen vorgebloggt, damit ihr was zu lesen habt. Aber wundert euch nicht zu sehr, wenn ihr vor dem 12. schon wieder von mir hört ;-)