Sonntag, 8. Januar 2012

We found paradise

 So ähnlich muss das Gefühl sein, wenn sich die Erde auftut und einen einfach verschlingt.
Wir laufen an einem kleinen Strand entlang, in den Eingang der Kong Lo Höhle (Konglor in Laos). Dort steigen wir in Boote und kaum das wir gestartet sind, umfängt uns auf einmal die Dunkelheit. Es ist so finster, dass man nichts mehr sieht, außer dem, was im Lichtkegel der Lampe erscheint. Damit leuchtet unser Guide dem Steuermann den Weg. Das Boot ist ein typisches Longtail-Boot, aus Holz, ein paar einfache Bänke und sehr niedrige Seitenwände. So niedrig, dass das Wasser fast hereinschwappt. An manchen Stellen müssen wir aussteigen und durchs Wasser waten, weil wir auf eine Sandbank gestoßen sind.
Durch die ganze Höhle, die rund 7,5 Kilometer lang ist, verläuft ein Fluss. An den meisten Stellen ist die Höhle meterhoch, ein wenig furchteinflößend.
Kurz frage ich mich, ob man eine Chance hat, hier rauszukommen, wenn sich ein Teil der Steine lösen würde. Vermutlich nicht.
Wir erreichen eine Stelle, an der wir aussteigen und in der Höhle herumlaufen dürfen. Der Guide legt einen Schalter um, und auf einmal ist der ganze Bereich hell erleuchtet. Zwischen den Stalagmiten und Stalaktiten führt ein schmaler Weg hindurch.
Die ganze Szenerie wirkt vollkommen surreal, als hätte Walt Disney sie gerade gezeichnet oder jemand eine Kulisse für einen Abenteuerfilm entworfen.
Nach einiger Zeit beginne ich zu frieren, aber ich kann nicht einmal sagen, ob meine Gänsehaut vom Fahrtwind, dem kalten Wasser oder der absolut beeindruckenden Umgebung kommt.
An der Wand kann ich unsere Schatten sehen. Außer uns ist beinahe niemand da.
Die Höhle wurde erst vor zehn Jahren mit einem Discovery Kayak erforscht und war lange Zeit unendeckt. Außerdem ist der Weg hierher recht lang und der Lonely Planet hat die Höhle nur kurz erwähnt (Danke Lonely Planet, einmal ein Ort, an den ihr die Touristen nicht geschickt habt!).
Ich schätze, dass nicht einmal hundert Touristen am Tag hierherkommen.
Glück für uns, aber jeder der in Laos war, ohne diesen Ort zu sehen, hat etwas verpasst.

Den Rest des Tages verbringen wir an einem kleinen Strand, gewissermassen unser Privatstrand, direkt vor der Höhle. Das Wasser ist flaschengrün und so klar, dass man seine Füße sehen kann. Um uns herum Berge, der Himmel ist so blau wie Kaugummi-Eis und die Sonne ist warm, aber nicht zu heiß. Wir haben das Paradies gefunden.
Eines Tages werden sie hier sicher einen Film drehen.
Höchstwahrscheinlich wird alles hier in ein paar Jahren mit Touristen überflutet sein, was verständlich ist, aber auch traurig, denn gerade die Stille und Einsamkeit machen den Zauber dieses Ortes aus.






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